Donnerstag, 22. November 2012

Social Web vs. Datenschutz: Schlichtungsversuch als 5-Punkte-Skala

Hallo,
bereits am 1. November habe ich in einer Antwort auf einen Kommentar angekündigt, dass ich meine Gedanken zum Thema Social Web vs. Datenschutz hier zur Diskussion stellen möchte. Ich hatte damals gedacht, dass ich diese nur niederschreiben muss – im Kopf waren sie schon. Als dann alles schwarz auf weiß vor mir lag, waren es nur Bruchstücke ohne Struktur und roten Faden. Das Thema ist eben doch nicht so einfach wie man auf den ersten Blick meint.

Ich habe das Gefühl, dass sobald man die Worte "Social Web" und "Daten" in den Mund nimmt, das Thema Datenschutz sofort in den Vordergrund tritt und eine häufig sehr kontroverse Diskussion entsteht.

Ist Datenschutz mit dem Social Web wirklich unvereinbar?


Wenn man sich die Extrempositionen anschaut, die im Web vornehmlich diskutiert werden, dann scheint es fast so.
Ich denke allerdings, dass die Lösung nur in der Mitte liegen kann. Schließlich geht es nicht um Richtig oder Falsch, sondern darum, die verschiedenen Bedürfnisse von Anbietern und  Nutzergruppen unter einen Hut zu bekommen.
Die große Bandbreite der Bedürfnisse der User von völliger Anonymität bis völliger Offenheit macht dies nicht eben einfacher.

In Deutschland sind eher die Rufe nach einem strengen Datenschutz zu vernehmen. Menschen, die sich (noch) nicht ins Web 2.0 vorgewagt haben, begründen dies häufig mit dem Thema Datenschutz. Auch das deutsche Datenschutzgesetz ist vergleichsweise strikt.
Es gibt Stimmen, die dies als einen möglichen Wettbewerbsnachteil betrachten. (siehe dazu die Kommentare zum Post „Chancen und Herausforderungen der Integration von Social Web-Daten in den  Unternehmensalltag“.
Ein entscheidender Satz dort ist: "When a lot of business doing is moved to social media it’s important to adapt to the culture and norms in different parts of the world and not take for granted that norms applied home is the same everywhere else."
Ich stimme dem Satz zwar zu, aber ich glaube nicht nur, dass es darum geht sich auf alle Kulturen einzulassen, sondern dass man sich vielmehr auf den einzelnen User einlassen muss.

Informationelle Selbstbestimmung: In der Theorie kein Problem!


Der User selbst muss in der Lage sein, zu bestimmen, was mit seinen Daten passiert.
Das nennt man dann "Informationelle Selbstbestimmung" und die ist Kernelement des deutschen Datenschutzgesetzes.
Ich denke, dass diese These von beiden Fraktionen zustimmungsfähig ist, aber das Problem liegt leider in der praktischen Umsetzung.
Selbst Mark Zuckerberg hatte - wenn man "The Facebook-Effekt" von David Kirkpatrick, einem zugegebenermaßen sehr facebook-freundlichen Buch - glauben schenken darf, eine der informationellen Selbstbestimmung sehr ähnliche Idee.
Aber die praktische Umsetzung lässt doch sehr zu wünschen übrig. Facebook bietet zwar theoretisch eine Menge Datenschutzeinstellungen, aber praktisch sind die so kompliziert, versteckt und lückenhaft, dass man nur sehr bedingt entscheiden kann, was mit den eigenen Daten passiert.

Wie kann man es denn besser machen?


Zunächst einmal muss man festhalten, dass z.B. Google und Facebook ihren Job gar nicht machen könnten, wenn sie nicht in einem gewissen Maße "Datenkraken" wären. Eine gute Suchmaschine und ein soziales Netzwerk kann man nicht ohne einen gewissen Datenbestand aufbauen und betreiben.
Beide Unternehmen stellen ihren Service unentgeltlich zur Verfügung. Aber „unentgeltlich“ ist nicht kostenlos. Die Währung mit der der User für den Service dieser beiden Unternehmen zahlt, heißt "persönliche Daten", denn diese werden über Werbung zu Geld gemacht.

Sicherlich kann man argumentieren, dass beide Unternehmen an einigen Stellen zu weit gehen mit ihrer Leidenschaft zum Datensammeln und nicht offen auf den Tisch legen, welche Daten genau erhoben und wie sie verwendet werden.
Ein Unternehmen, das von seinen Usern und Kunden Offenheit und Transparenz verlangt, sollte diese Werte auch selbst pflegen.

Der Schlichtungsversuch als 5-Punkte-Skala


Ich schlage die folgende Skala vor, mit deren Hilfe Google, Facebook und andere den Zusammenhang zwischen Preis und Leistung klar offenlegen können. Die User können auf Basis dieser Informationen eine klare und bewusste Entscheidung über die Ausprägung ihres Datenschutzes treffen:

1.   Anonymität
Es werden keine Daten erhoben. Der User bleibt völlig anonym.
Bei dieser strengsten aller möglichen Einstellungen wird Facebook beispielsweise keine Leistung erbringen können. Google dagegen könnte die Suchmaschinenfunktion gegen eine Gebühr zur Verfügung stellen. Es sollte doch möglich sein, eine Version der Suchmaschine anzubieten, die komplett auf das Sammeln von persönlichen Daten verzichtet, aber dafür wäre diese Version kostenpflichtig. Die aktuelle Version wird dagegen wie heute auch nicht mit Euro bzw. Dollar und Cent bezahlt, sondern mit Daten.

2. strenger Datenschutz
Welche Features von Facebook & Co. können mit dieser Einstellung verwendet werden?
Zum einen kann es möglich sein, dass gewisse Funktionen technisch nicht genutzt werden können. Man kann schließlich keine Notification-Mails erwarten, wenn man nicht gewillt ist, seine Mailadresse anzugeben. Auf der anderen Seite kann der Dienstanbieter die Features aber auch einschränken, um den User zu mehr Offenheit zu animieren. Bei Diensten, die mit Geld bezahlt werden, ist eine solche Preis-Leistungsstaffelung schließlich auch üblich. Warum sollte dies also nicht auch bei Diensten, die mit persönlichen Daten bezahlt werden, möglich sein. Wer strengen Datenschutz und viele Features will, kann ja noch ein paar Euro oben drauf legen.

3. mittlerer Datenschutz
In dieser Funktion stehen weitere Features zur Verfügung. Der User gibt seine Basisdaten für die Verwendung durch den Dienstanbieter frei und bezahlt auf dieser Weise die Leistung des Unternehmens.

4. geringer Datenschutz
Wenn der User auf den Schutz seiner persönlichen Daten weitgehend verzichtet und nur wenige Daten nicht zur Verfügung stellt bzw. für andere freigibt, dann steht der Dienst dementsprechend auch in allen Features zur Verfügung. Das Unternehmen erhält die Erlaubnis, die Daten z.B. mit Werbung in Euro/Dollar „umzuwandeln“.

5. völlige Transparenz
Wer völlig offen ist, für den ist der Service unentgeltlich (nicht kostenlos) und es werden noch einige Premium-Features frei geschaltet. Aber auch in dieser Variante müsste der Dienstanbieter klar offenlegen, was mit den Daten eigentlich passiert.

Datenschutz und das Social Web sind vereinbar, wenn ...


Ich denke nicht, dass das Social Web und der Datenschutz unvereinbar sind. Aber beide Seiten (Dienstanbieter und Dienstnutzer) müssen mit offenen Karten spielen. Google und Facebook müssen ungeschminkt und ehrlich sagen, was sie mit unseren Daten machen und welche Leistungen sie zu welchem Preis und in welcher „Währung“ anbieten können.
Wir – die Nutzer dieser Dienste – müssen verstehen und akzeptieren, dass es nichts umsonst gibt, sondern, dass die Bereitstellung einer Suchmaschine oder eines sozialen Netzwerks Geld kostet. Auf Basis der Informationen der oben vorgeschlagenen Skala können wir dann frei entscheiden, ob wir mit unseren Daten oder mit Cash bezahlen wollen.
Das nennt sich dann informationelle Selbstbestimmung.
Natürlich würde das Konzept nicht funktionieren, wenn alle mit Geld bezahlen wollen und keiner seine Daten freigegeben will. Aber ich glaube nicht, dass diese Gefahr wirklich besteht.

Ich freue mich auf Ihre Kommentare.

Beste Grüße
Thorsten Schmidt

P.S. Vielen Dank an meinen Kollegen Matthias Rauch, der mir wichtige Denkanstösse gegeben und sehr geholfen hat, meine Gedanken zu entwirren.

Donnerstag, 1. November 2012

Chancen und Herausforderungen der Integration von Social Web-Daten in den Unternehmensalltag: Das 7. Treffen der DGIQ-Regionalgruppe Rhein-Main am 04.Dezember

Nachtrag vom 28.11.2012:

Hallo,

das 7. Treffen der DGIQ-Regionalgruppe zum Thema „Chancen und Herausforderungen der Integration von Social Web-Daten in den Unternehmensalltag“ wird verschoben.
Grund dafür ist, dass trotz offensichtlich großem Interesse am Thema viele Absagen aufgrund von Terminkonflikten eingegangen sind.
Der neue Termin ist der 22. Januar 2013.
Ich würde mich freuen, wenn Sie dann mit diskutieren.
Bitte melden Sie sich dazu per Kommentar auf diesen Post oder auch als PN an meinen Twitter-Account @tschmidt773 an. Sie erreichen mich auch über Xing.
Aber auch wenn Sie nicht dabei sein können, freue ich mich auf Ihre Kommentare in diesem Blog.


Beste Grüße
Thorsten Schmidt  



Hallo,
am 04. Dezember 2012 findet von 17:30 bis ca. 20:00 Uhr das 7. Treffen der DGIQ-Regionalgruppe Rhein-Main in den Räumlichkeiten der PASS Consulting Group im MesseTurm Frankfurt statt.
Das Thema wird eine Vertiefung des Themenkomplexes "Social Web" sein:

Chancen und Herausforderungen der Integration von Social Web-Daten in den Unternehmensalltag.

Der Kundenkontakt und die Kenntnis der Bedürfnisse der Kunden waren seit jeher ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Unternehmen.
Dass die Kommunikation der (potentiellen) Kunden seit einigen Jahren vermehrt öffentlich über soziale Netzwerke stattfindet, ist daher auf der einen Seite eine große Chance für Unternehmen, die es verstehen, diese Informationen systematisch für Marketing, PR, Recruiting, Vertrieb, Produktentwicklung etc. zu nutzen.
Auf der anderen Seite handelt es sich bei diesen Daten zum großen Teil um unstrukturierte Daten, deren automatische Auswertung nach wie vor deutlich schwieriger ist, als strukturiert abgelegt Daten z.B. in relationalen Datenbanken.
Unternehmen, die dieses Problem nicht lösen, laufen Gefahr die Bedürfnisse ihrer Kunden verspätete zu erkennen und auch nur verspätet auf sie reagieren zu können.
Social Media Monitoring ist ein Anfang, schafft aber die Verknüpfung zwischen unternehmensinternen Daten und den Informationen aus dem Social Web auch nur selten.
Die Gründe dafür liegen nicht zuletzt auch in den Eigenschaften der Daten.
Es geht dabei weniger um Kategorien wie Fehlerfreiheit oder Vollständigkeit. Das Social Web besteht zu einem großen Teil aus Meinungsbekundungen bei denen eine Bewertung der Korrektheit allenfalls subjektiv möglich ist. Zudem besteht auf die Qualität der Daten im Social Web in der Regel kaum Einfluss, so dass die klassischen Werkzeuge des DQM nicht unmittelbar einsetzbar sind.
Aufgrund dieser Probleme erfolgt die Verknüpfung der beiden Datenwelten häufig manuell.
Aber kann das eine Dauerlösung sein vor dem Hintergrund des immer weiter wachsenden Datenvolumens, der steigenden Komplexität und der multiplen Quellen der Daten?

Weitere Fragen, die sich für unsere Diskussion im Dezember aufdrängen, sind:

  • Wie bewertet man die Daten aus dem Social Web vor der Nutzung im Unternehmen? Wenn Fehlerfreiheit und Vollständigkeit im Social Web nicht mehr im Fokus stehen, was sind dann die entscheidenden IQ-Dimensionen, die zur Bewertung dieser Daten herangezogen werden sollten?
  • Woran scheitert heute die systematische Nutzung der Informationen aus dem Social Web im Unternehmensalltag? Gibt es Best Practices, die uns zeigen wie es gehen kann?
  • Welche Unterschiede der Datennutzung aus dem Social Web ergeben sich zwischen B2B und B2C?
  • In welchen Unternehmensbereichen kann die Verknüpfung zwischen internen Unternehmensdaten und Daten aus dem Social Web besonders nutzbringend sein?
  • Inwiefern spielen Datenschutz-rechtliche Aspekte bei der Verknüpfung dieser Datenwelten eine Rolle? Oder anders ausgedrückt: Auf welche Weise können  Datenschutz-rechtliche Anforderungen und der Bedarf der Unternehmen nach Informationen über ihre Kunden in Einklang gebracht werden?
  • u.v.m.

Ich würde mich freuen, wenn Sie am 04. Dezember mit diskutieren.
Bitte melden Sie sich dazu per Kommentar auf diesen Post oder auch als PN an meinen Twitter-Account @tschmidt773 an. Sie erreichen mich auch über Xing.
Aber auch wenn Sie nicht dabei sein können, freue ich mich auf Ihre Kommentare in diesem Blog.

Beste Grüße
Thorsten Schmidt

Mittwoch, 4. Juli 2012

Datenqualitätsmanagement: 6. Treffen der DGIQ-Regionalgruppe Rhein-Main an 03. September


Hallo,

am 03. September 2012 von 17:30 bis 20:00 findet das 6. Treffen der DGIQ-Regionalgruppe Rhein-Main in den Räumlichkeiten der PASS Consulting Group im MesseTurm Frankfurt statt.

Bisher liegen die folgenden Themenvorschläge vor:

Der Einfluss von Social Media auf das Datenqualitätsmanagement
Social Media bzw. das Web 2.0 sind heute allgegenwärtig. Das Datenaufkommen ist immens, ebenso wie die Konflikte mit dem Datenschutz.
Aber wie sieht es mit dem DQM aus? Welche Herausforderungen sind dort durch Xing, Facebook, Twitter und Co. zu erwarten?

Die DQ-Dimension "Relevanz"
Im Rahmen des letzten Treffens hatten wir festgestellt, dass durch verschiedene Trends eine Zunahme der Bedeutung der "Relevanz" als DQ-Dimension zu erwarten ist.
Aber wie lässt sich die Relevanz von Daten ermitteln und messen? Gibt es vielleicht schon Erfahrungsberichte oder "best practices"?

Ich freue mich auf weitere Themenvorschläge oder Kommentare zu den genannten, möglichen Inhalten.
Ebenso würde ich mich freuen, wenn Sie am 03. September mitdiskutieren.
Bitte melden Sie sich dazu per Kommentar auf diesen Post oder auch als PN an meinen Twitter-Account @tschmidt773 an.

Weitere Infos zur DGIQ und ihren Regionalgruppen finden Sie unter http://www.dgiq.de.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Beste Grüße
Thorsten Schmidt 

Freitag, 29. Juni 2012

Entrepreneurship als Boost für die Innovationskraft ihres Unternehmens.
Was etablierte Unternehmen von Startups und Gründern lernen können.


Buchtipp: "Kopf schlägt Kapital" von Günter Faltin


„Kopf schlägt Kapital“ von Günter Faltin gehört wahrscheinlich zu den Büchern, die ich am häufigsten gelesen habe. Der Grund dafür liegt in einer der Kernbotschaften: 
Es war nie einfacher sein eigenes Unternehmen zu gründen als heute



Ich habe daher nach der Lektüre anderer Bücher aus dem Themenbereich „Entrepreneurship“ immer wieder „Kopf schlägt Kapital“ aus dem Bücherregal geholt und mir Gedanken gemacht welches Gesamtbild sich aus den verschiedenen Konzepten ergibt.

So hat mich die Definition eines Startup von Eric Ries in seinem Buch „The Lean Startup“ dazu gebracht mir Gedanken zu machen, wie sich die Konzepte und Ideen des Buches auch auf etablierte Firmen anwenden lassen.

“A startup is a human institution designed to create a new product or service under conditions of extreme uncertainty.” 


Günter Faltin beschreibt 3 Schritte auf dem Weg zur Gründung eines erfolgreichen Unternehmens bzw. auch zur Gründung eines Startup innerhalb eines etablierten Unternehmens. Letzteres heißt nichts anderes, als eine Innovation erfolgreich umzusetzen.

„Drei Schritte müssen Sie gehen:
·         Entrepreneurship von Business Administration trennen
·        Eine Ausgangsidee finden, daran arbeiten, noch mehr daran arbeiten, so lange, bis Sie ein Ideenkonzept haben, das deutlich überzeugender ist als die Konventionen, die Sie vorfinden.
·         Aus vorhandenen Komponenten gründen, statt alles selbst aufzubauen.“


Entrepreneurship von Business Administration trennen


Während Business Administration die Bewältigung von Unternehmensausgaben in einer möglichst effizienten Art und Weise als Kernfokus hat und sich in einem weitgehend bekannten Umfeld bewegt, liegt der Schwerpunkt beim Entrepreneurship an anderer Stelle.
Hier geht es um Ideen und den kreativen Prozess zu ihrer Umsetzung. Zum anderen kann beim Entrepreneurship von einem bekannten Umfeld keine Rede sein. Extreme Unsicherheiten (siehe Zitat oben) prägen das Umfeld.
Daher sind normale Management Tools wie Forecasts, Budgetplanungen, Produkt Meilensteine, detaillierte Businesspläne im Gründungsprozess (egal ob als eigenständiges Startup oder innerhalb eines Unternehmens) ungeeignet. Die Unsicherheiten sind viel zu groß und das Wissen über Kunden, Markt, Konkurrenz, etc. in dem neuen Umfeld noch viel zu gering.
Für Faltin sind Gründer mehr Künstler, die aus einzelnen Pinselstrichen (Ideen) ein Bild (Innovation) zusammensetzen.
Stefan Merath unterscheidet in seinem Buch „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ die 3 Rollen Unternehmer, Manager und Fachkraft. Auch in dieser Unterscheidung wird die Trennung zwischen Entrepreneurship von Business Administration deutlich. Während der Manager im Unternehmen tätig ist, arbeitet der Unternehmer (Entrepreneur) am Unternehmen und hat das „big picture“ im Auge.


Der Weg von der Idee zum entrepreneurial Design


Faltin schlägt vor, den bei eigenständigen Neugründungen immer noch obligatorischen Businessplan durch das sogenannte „entrepreneurial Design“ zu ersetzen, in dem die Idee und ihr Umsetzungsprozess detailliert aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben werden.
Ohne eine wirklich durchdachte Idee geht es nicht!
Selbst Patente und neue Technologien sind nur Rohmaterial und bieten nur bedingten Schutz gegen eine rasche technologische Obsoleszenz.
Ein gutes entrepreneurial Design kann aber genau das leisten.
Zudem
  • ist es einfach („In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung“ Leonardo DaVinci),
  • berücksichtigt die eigentlichen Motive hinter den Bedürfnissen der Kunden und
  • minimiert den Finanzierungsbedarf - Kopf schlägt eben Kapital.

Ein wichtiges Hilfsmittel, um die verschiedenen Blickwinkel einer Idee strukturiert  zu beleuchten, kann das Business Model Canvas von Alexander Osterwalder sein.
Darin werden neben den Einnahmequellen und den Kostenstrukturen auch Kundensegmente und die Wertschöpfung für die Kunden in einem übersichtlichen Gesamtbild dargestellt. Zudem gehen Kundenpflege und Kundenkontaktkanäle sowie Partnerschaften, Schlüsselaktivitäten und Ressourcenbedarf in das Modell ein.

Business Model Canvas von Alexander Osterwalder

Eric Ries geht in seinem Lean Startup Ansatz noch über das „gründliche Durchdenken“ hinaus.
Er schreibt, dass die Ideen und ihre zugrundeliegenden Annahmen auch getestet werden müssen und dass der Lernprozess auf Basis von Kundenfeedback im Mittelpunkt eines Startup stehen muss.


Gründen aus Komponenten


Der 3. Schritt auf dem Weg zur Gründung eines erfolgreichen Unternehmens bzw. zur erfolgreichen Innovation ist ein wesentlicher Bestandteil des Kerngedanken, der auch im Titel des Buches „Kopf schlägt Kapital“ deutlich wird. Früher waren Unternehmensgründungen geprägt von hohem Kapitalbedarf, weil z.B. eine Fabrikhalle mit großen und teuren Maschinen notwendig war. Heute sieht das anderes aus. Heute besteht die Aufgabe des Entrepreneur nicht darin alles selbst zu machen (nicht selbst und ständig) sondern vorhandene Bausteine intelligent zu kombinieren.
Fullfillment Unternehmen übernehmen z.B. Transport, Logistik und Lagerung. Vertrieb- und Marketing sind über Internet und Social Media heute einfacher und günstiger als je zuvor. Die Produktion lässt sich kostengünstig bei spezialisierten Unternehmen z.B. in Asien auslagern. Apple produziert seine Erfolgsprodukte iPhone und iPad auch nicht selbst.
In einem etablierten Unternehmen lässt sich dieser Gedanke noch deutlich weitgehender umsetzen, denn dort können auch unternehmensinterne Komponenten genutzt werden.
Kernfunktionen wie Marketing und Vertrieb sind sicherlich schon vorhanden. Vielleicht gibt es auch eine Software-Entwicklungsabteilung mit Testcentern. Vielleicht kann man branchenspezifische Lösungen leicht verändert auf eine andere Branche übertragen und so ein neues Geschäftsmodell generieren. Vor allem aber existiert in einem etablierten Unternehmen schon ein Kundenstamm als Ausgangsbasis.
Die Gründung aus Komponenten macht die enorme Bedeutung der sogenannten T-Skills deutlich. 
Der Blick über den Tellerrand wird von zentraler Bedeutung.
Wer die Scheuklappen ablegt und die Chancen einer Neukombination von Vorhandenem erkennt, dem steht heute mehr als je zuvor die Welt offen.

Beste Grüße
Thorsten Schmidt

Samstag, 23. Juni 2012

Social Media: Der Hype endet und dann geht’s erst richtig los.


Hallo,
die Wirtschaftswoche fragt in dieser Woche „Endet der Hype um Social Media?“. 
Natürlich ist diese Frage nicht aus der Luft gegriffen. Verschiedene Zahlen belegen, dass es nicht immer nur nach oben geht. So sind die Userzahlen von facebook in den USA rückläufig und auch die Verweildauer der Benutzer dort sinkt.
Auch auf anderen Plattformen gibt es Hinweise auf das Ende des Hype.

Aber was bedeutet das? „Ist mit Social Media alles schon wieder vorbei, bevor es so richtig begonnen hat?“
Natürlich kann die Antwort auf diese Frage nur Nein lauten.
Im Gegenteil: Ich behaupte, dass die zugrunde liegenden Ideen von Social Media unumkehrbar sind! Eine Rückkehr in die One-Way-Kommunikation halte ich für ausgeschlossen, weil sie einfach unnatürlich ist.
Kommunikation ist nicht „Einer redet und alle anderen hören zu“, sondern echte Kommunikation ist ein Meinungsaustausch in beide Richtungen.
By-the-way:
Ich denke, dass facebook mit seiner Abstimmung zu den Datenschutzrichtlinien genau diese Regeln einer echten Kommunikation eklatant verletzt hat. Die Alternativen waren Pest und Cholera. Außerdem war von Anfang an klar, dass die Voraussetzung für eine Berücksichtigung der Umfrage niemals erfüllt werden kann. (Teilnahme von 30% aller User). Ist das vielleicht ein Grund warum facebook im Moment aus den Negativschlagzeilen nicht mehr rauskommt. Sie haben mit dieser Umfrage, die Werte verletzt, die die Basis für ihr Geschäftsmodell darstellen.
Vertrauen, Offenheit und Transparenz: Darum geht es im Web 2.0.
Diese Werte werden wir uns als Internet-User nicht mehr nehmen lassen.
Egal, ob es in 5 Jahren noch ein facebook gibt oder nicht.

Im Übrigen denke ich, dass das Ende des Hype überwiegend positive Aspekte hat. Ein Hype ist etwas Irrationales. Man könnte sagen: Eine positive Panik. Alle rennen in eine Richtung und keiner weiß genau warum. Social Media ist aber kein Selbstzweck. Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing und Co sind Werkzeuge der Kommunikation. Twittern einfach nur weil es cool ist zu Twittern ist für eine Zeit lang interessant, weil es neu ist, aber irgendwann wird es langweilig zu lesen, wenn jemand nichts zu sagen hat.
Ich denke an diesem Punkt sind wir nun angekommen.
Ich sage voraus, dass die Spam-Posts und Spam-Tweets weniger werden und dass die Qualität der Kommunikation steigen wird.
Anders ausgedrückt: Die Qualität wird die Quantität verdrängen.
Ich freue mich darauf!
50 echte Unterstützer sind für ein Unternehmen deutlich werthaltiger als 500 friends, die mit Gewinnspielchen zum Klicken des „like“-Button animiert wurden, aber ansonsten keinerlei Beziehung zu dem jeweiligen Unternehmen haben.
Ich freue mich auf die Zeit nach dem Hype.
Beste Grüße
Thorsten Schmidt

Freitag, 15. Juni 2012

Future data bei der Datenqualitätskonferenz GIQMC im November


Vom 22. bis 23. November 2012 findet in Bad Soden / Taunus die 10. German Information Quality Management Conference (GIQMC, http://giqmc.com) statt.
Die Jubiläumsveranstaltung steht unter dem Motto "10 Jahre IQM - Sturm im Wasserglas?".
Mein Beitrag zur Konferenz der dgiq (http://www.dgiq.de) wird ein Vortrag zum Thema „future data“ sein.
Kerninhalte des Vortrags werden die Diskussionen der letzten Treffen der Regionalgruppe Rhein-Main sein. (http://www.big-picture-thinking.com/2012/06/notizen-zum-5-treffen-der-dgiq.html)
Ich würde mich freuen Sie im November begrüßen zu dürfen.
Beste Grüße
Thorsten Schmidt

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Ergänzung am 01.11.2012
Mittlerweile steht das Programm der GIQMC unter http://giqmc.com/ zum Download bereit.
Mein Vortrag wird - passend zum Thema - als Abschluss den Ausblick in die Zukunft bieten.
Ich werde dort auch kurz auf das neue Thema in der DGIQ-Regionalgruppe Rhein-Main eingehen: Der Einfluss von Social Media auf das Datenqualitätsmanagement.
siehe dazu auch http://big-picture-thinking.blogspot.com/2012/11/Social-Web-Daten-im-Unternehmensalltag.html

Beste Grüße
Thorsten Schmidt

Freitag, 8. Juni 2012

Buchtipp: Don't Eat the Marshmallow von Joachim de Posada und Ellen Singer


Hallo,
in dem heutigen Buchtipp möchte ich mich mit dem Buch "Don't Eat the Marshmallow... Yet!" von Joachim DePosada und Ellen Singer auseinander setzen.
Wer sich den schwarzen Hut aufsetzt und nach den Schwächen dieses Buches sucht, wird schnell fündig werden. Aber mir hat es trotzdem gefallen und ich habe wirklich etwas mitnehmen können.
"Don't Eat the Marshmallow... Yet!" heißt nichts anderes als, haue deine ganze Kohle nicht sofort auf den Kopf, sondern spare, bleibe genügsam und lasse das Zinses-Zins-Prinzip für dich arbeiten.
Das ist nicht wirklich eine neue These und ich wundere mich, dass das Buch die Lektoren überstanden hat. Aber offensichtlich waren hier wirklich kluge Lektoren am Werk, die nicht darauf gepocht habe, dass ein Buch immer eine wirklich neue Erkenntnis transportieren muss.
Ich denke auch alter Wein in neuen Schläuchen kann wirklich lecker sein.
Der Grund dafür ist, dass theoretisches Wissen und praktische Umsetzung zwei paar Schuhe sind.
Während an den Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen wirklich kluge Konzepte und Strategien entwickelt werden, kämpfen viele Unternehmen noch damit Banalitäten wie in die Folgenden konsequent umzusetzen:
- Jede Software, die produktiv eingesetzt wird, muss erfolgreich getestet sein!
- Für jede Änderung an Prozessen, IT-Systemen oder ähnlichem ist die entsprechende Dokumentation anzupassen.
- Jedes Meeting sollte eine Agenda und ein Protokoll haben.
- etc.
Wenn solche Probleme heute immer noch den Alltag vieler Großunternehmen bestimmen, dann ist es absolut notwendig auch Bekanntes in neuer unterhaltsamer Weise unter das Lesevolk zu bringen.
Mir hat das Buch viel Spaß gemacht und es hat mir geholfen in dem immerwährenden Kampf gegen den inneren Schweinehund die Oberhand zu behalten.
Denn auch ich bin in keiner Weise davor gefeit, mich zu irgendwelchen Taten hinreißen zu lassen, von denen ich genau weiß, dass sie sehr kurzsichtig sind.
Beste Grüße und viel Spaß beim Lesen.
Thorsten Schmidt