Buchtipp: "Kopf schlägt Kapital" von Günter Faltin
„Kopf schlägt Kapital“ von Günter Faltin gehört
wahrscheinlich zu den Büchern, die ich am häufigsten gelesen habe. Der Grund
dafür liegt in einer der Kernbotschaften:
Es war nie einfacher sein eigenes
Unternehmen zu gründen als heute.
Ich habe daher nach der Lektüre anderer
Bücher aus dem Themenbereich „Entrepreneurship“ immer wieder „Kopf schlägt
Kapital“ aus dem Bücherregal geholt und mir Gedanken gemacht welches Gesamtbild
sich aus den verschiedenen Konzepten ergibt.
So hat mich die Definition eines Startup von Eric Ries in
seinem Buch „The Lean Startup“ dazu gebracht mir Gedanken zu machen, wie sich
die Konzepte und Ideen des Buches auch auf etablierte Firmen anwenden lassen.
“A startup is a human institution designed to create a new product or service under conditions of extreme uncertainty.”
Günter Faltin beschreibt 3 Schritte auf dem Weg zur Gründung
eines erfolgreichen Unternehmens bzw. auch zur Gründung eines Startup innerhalb
eines etablierten Unternehmens. Letzteres heißt nichts anderes, als eine
Innovation erfolgreich umzusetzen.
„Drei Schritte müssen Sie gehen:
·
Entrepreneurship
von Business Administration trennen
·
Eine Ausgangsidee finden, daran arbeiten, noch
mehr daran arbeiten, so lange, bis Sie ein Ideenkonzept haben, das deutlich
überzeugender ist als die Konventionen, die Sie vorfinden.
·
Aus vorhandenen Komponenten gründen, statt alles
selbst aufzubauen.“
Entrepreneurship von Business Administration trennen
Während Business Administration die Bewältigung von
Unternehmensausgaben in einer möglichst effizienten Art und Weise als Kernfokus
hat und sich in einem weitgehend bekannten Umfeld bewegt, liegt der Schwerpunkt
beim Entrepreneurship an anderer Stelle.
Hier geht es um Ideen und den kreativen
Prozess zu ihrer Umsetzung. Zum anderen kann beim Entrepreneurship von einem
bekannten Umfeld keine Rede sein. Extreme Unsicherheiten (siehe Zitat oben)
prägen das Umfeld.
Daher sind normale Management Tools wie Forecasts,
Budgetplanungen, Produkt Meilensteine, detaillierte Businesspläne im
Gründungsprozess (egal ob als eigenständiges Startup oder innerhalb eines
Unternehmens) ungeeignet. Die Unsicherheiten sind viel zu groß und das Wissen
über Kunden, Markt, Konkurrenz, etc. in dem neuen Umfeld noch viel zu gering.
Für Faltin sind Gründer mehr Künstler, die aus einzelnen
Pinselstrichen (Ideen) ein Bild (Innovation) zusammensetzen.
Stefan Merath unterscheidet in seinem Buch „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ die 3 Rollen Unternehmer, Manager und Fachkraft.
Auch in dieser Unterscheidung wird die Trennung zwischen Entrepreneurship von
Business Administration deutlich. Während der Manager im Unternehmen tätig ist,
arbeitet der Unternehmer (Entrepreneur) am Unternehmen und hat das „big
picture“ im Auge.
Der Weg von der Idee zum entrepreneurial Design
Faltin schlägt vor, den bei eigenständigen Neugründungen
immer noch obligatorischen Businessplan durch das sogenannte „entrepreneurial
Design“ zu ersetzen, in dem die Idee und ihr Umsetzungsprozess detailliert aus
verschiedenen Blickwinkeln beschrieben werden.
Ohne eine wirklich durchdachte Idee geht es nicht!
Selbst Patente und neue Technologien sind nur Rohmaterial
und bieten nur bedingten Schutz gegen eine rasche technologische Obsoleszenz.
Ein gutes entrepreneurial Design kann aber genau das
leisten.
Zudem
- ist es einfach („In der Einfachheit liegt die höchste Vollendung“ Leonardo DaVinci),
- berücksichtigt die eigentlichen Motive hinter den Bedürfnissen der Kunden und
- minimiert den Finanzierungsbedarf - Kopf schlägt eben Kapital.
Ein wichtiges Hilfsmittel, um die verschiedenen Blickwinkel
einer Idee strukturiert zu beleuchten,
kann das Business Model Canvas von Alexander Osterwalder sein.
Darin werden neben den Einnahmequellen
und den Kostenstrukturen auch Kundensegmente und die Wertschöpfung für die
Kunden in einem übersichtlichen Gesamtbild dargestellt. Zudem gehen Kundenpflege
und Kundenkontaktkanäle sowie Partnerschaften, Schlüsselaktivitäten und
Ressourcenbedarf in das Modell ein.
Business Model Canvas von Alexander Osterwalder |
Eric Ries geht in seinem Lean Startup Ansatz noch über das
„gründliche Durchdenken“ hinaus.
Er schreibt, dass die Ideen und ihre zugrundeliegenden Annahmen
auch getestet werden müssen und dass der Lernprozess auf Basis von Kundenfeedback im Mittelpunkt eines Startup stehen muss.
Gründen aus Komponenten
Der 3. Schritt auf dem Weg zur Gründung eines erfolgreichen
Unternehmens bzw. zur erfolgreichen Innovation ist ein wesentlicher Bestandteil
des Kerngedanken, der auch im Titel des Buches „Kopf schlägt Kapital“ deutlich
wird. Früher waren Unternehmensgründungen geprägt von hohem Kapitalbedarf, weil z.B. eine Fabrikhalle mit großen und teuren Maschinen notwendig war. Heute
sieht das anderes aus. Heute besteht die Aufgabe des Entrepreneur nicht darin
alles selbst zu machen (nicht selbst und ständig) sondern vorhandene Bausteine
intelligent zu kombinieren.
Fullfillment Unternehmen übernehmen z.B. Transport, Logistik
und Lagerung. Vertrieb- und Marketing sind über Internet und Social Media heute
einfacher und günstiger als je zuvor. Die Produktion lässt sich kostengünstig
bei spezialisierten Unternehmen z.B. in Asien auslagern. Apple produziert seine Erfolgsprodukte iPhone und iPad auch nicht selbst.
In einem etablierten Unternehmen lässt sich dieser Gedanke
noch deutlich weitgehender umsetzen, denn dort können auch unternehmensinterne
Komponenten genutzt werden.
Kernfunktionen wie Marketing und Vertrieb sind sicherlich
schon vorhanden. Vielleicht gibt es auch eine Software-Entwicklungsabteilung
mit Testcentern. Vielleicht kann man branchenspezifische Lösungen leicht
verändert auf eine andere Branche übertragen und so ein neues Geschäftsmodell
generieren. Vor allem aber existiert in einem etablierten Unternehmen schon ein Kundenstamm als Ausgangsbasis.
Die Gründung aus Komponenten macht die enorme Bedeutung der
sogenannten T-Skills deutlich.
Der Blick über den Tellerrand
wird von zentraler Bedeutung.
Wer die Scheuklappen ablegt und die Chancen einer
Neukombination von Vorhandenem erkennt, dem steht heute mehr als je zuvor die
Welt offen.
Beste Grüße
Thorsten Schmidt
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